„Es gibt keine Konflikte, keinen Streit. Alle leben harmonisch zusammen. Es gibt keine Krankheiten, niemand verletzt sich, es gibt keinen Schmerz. Ist das nicht die Definition von Himmel? Das kann doch nicht so schwer sein, wenn wir uns alle ein bisschen zusammenreissen.“ ~ Aus dem Buch „Besser als perfekt“ von Verena Tschudi.
In ihrem Buch gibt es vieles, was mich zum Nachdenken gebracht hat, aber dieses „perfektionistische Weltbild“ hat ganz besonders in mir nachgeklungen. Der Mensch strebt ganz natürlich nach einer stetigen Verbesserung. Wir wollen weiter, höher, besser, mehr.
Doch zu welchem Zweck? Wer religiös ist, möchte irgendwann in den Himmel kommen. Wer dem buddhistischen Pfad folgt, strebt nach Erleuchtung. Im Norden war einst Valhalla das Ziel. In der Politik streiten sich die Linken und die Rechten, ob wohl Kapitalismus oder Sozialismus den „perfekten“ Zustand für die Welt bringen mag. In der Forschung wird auf die „Ausrottung“ von Krankheiten hingearbeitet, auf die Eroberung des Weltalls, auf das Ergründen aller Rätsel, …
Und was dann? Einmal davon abgesehen, dass wir es wahrscheinlich nie erreichen können, aber angenommen, es ginge. Wo landen wir, wenn wir all unsere Ziele erreicht haben?
„… was vielen nicht bewusst ist: Wir sind gar nicht glücklich in einem perfekten Zustand. Perfektion heißt Stillstand und Stillstand ist Tod. Da passiert nichts mehr.“ ~ Aus dem Buch „Besser als perfekt“ von Verena Tschudi.
Wenn man Menschen beobachtet, die gerade ein grosses Lebensziel erreicht haben – aber darüber hinaus kein weiteres Ziel mehr haben – bekommt man vermutlich eine ganz gute Idee davon, wo wir landen würden: In einer kollektiven, die gesamte Menschheit erschütternden Depression. Und das wäre vielleicht sogar gut, denn dann gäbe es wieder etwas zu verbessern, ein Ziel, auf das wir wieder hinarbeiten könnten…
Eine (besser als) perfekte Welt
Was könnte also ein Ziel sein, auf das wir hinarbeiten und es auch erreichen könnten, um eine (besser als) perfekte Welt zu erschaffen?
Kein Krieg, kein Hunger, oder kurz: kein Mangel in den Grundbedürfnissen. Wenn wir das im „zivilisierten Westen“ hinbekommen haben, dann ja wohl auch im Rest der Welt. Dazu noch ein grundlegendes Verständnis füreinander, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Das scheint mir alles nicht zu viel verlangt.
In meiner Vorstellung würde allein das Beseitigen dieser Hürde, das Stillen der Grundbedürfnisse aller, der Menschheit einen Quantensprung verschaffen. All die Kreativität, die im Moment einfach brach liegt, weil so viele Tag für Tag nur von der Hand in den Mund leben. All die neuen Innovationen – die im Moment meist zuallererst für militärische Zwecke entfremdet werden.
Womöglich ist aber selbst das noch zu perfektionistisch gedacht. Zumindest für heute.