Der Wert deiner Werte

Wie du deine persönlichen Werte findest

Die Bewusstmachung deiner persönlichen Werte ist der erste wichtige Schritt, um dich selbst besser kennen zu lernen. Aber warum solltest du das tun?

Betrachten wir einmal das Wort „Selbstbewusstsein„. Zerlegt man es in seine Einzelteile (sich) selbst bewusst sein, wird es klarer: wie willst du selbstbewusst auftreten, wenn du dich selbst nicht kennst? Wie willst du selbstbewusste Entscheidungen treffen? Oder überhaupt eine Entscheidung fällen?

Finde deine Werte

Es gibt viele Möglichkeiten und Anleitungen, wie du deine persönlichen Werte finden kannst. Listen können dir dabei helfen – oder dich zusätzlich verwirren, so empfand ich das jedenfalls, als ich begann mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Ausgehend von meiner schmerzlichen Erfahrung lautet daher mein bester Tipp: Was würde dir am meisten fehlen, wenn es plötzlich weg wäre, wenn du es von heute auf morgen nicht mehr hättest oder nicht mehr tun könntest.

Einen Anhaltspunkt beim Identifizieren deiner wichtigsten Werte kann dir auch die Bedürfnispyramide nach Maslow geben:

Nehmen wir einmal den Wert Gesundheit als Beispiel. Gerade wenn man jung ist, merkt man meist gar nichts davon. Man raucht, man trinkt, geht feiern bis frühmorgens, isst dann noch einen Burger bei McDonalds. Du spürst noch keine der schädlichen Auswirkungen dieses ungesunden Lebensstils. Erst später folgen dann erst ein leichter Bauchansatz, sowie die Erkenntnis, dass Treppen steigen plötzlich mehr Kraft und Ausdauer kostet. Zu viel Essen, Alkohol und Stress zehren an den Kräften und der einst überlaufenden Energie. Und ehe man sich versieht, liegt man abends nur noch erschlagen auf dem Sofa vor dem Fernseher und zieht sich Fertig-Essen und die neuesten Netflix-Serien rein. Viele spüren dann, was ihnen da abhanden gekommen ist, und wie wichtig es ihnen war, dass sie auch abends noch die Energie haben, mit Freunden und der Familie etwas zu unternehmen.

Hilfreiche Fragen

Am besten stellst du dir bei jeder Etage der Pyramide die folgenden Fragen:

• Welche Bedürfnisse habe ich in diesem Bereich?
• Wie würde ich mich fühlen, wenn es mir von heute auf morgen weggenommen würde?
• Oder falls dir bereits etwas fehlt, versuche ganz genau in dich hineinzuhören und zu spüren, was bedeutet das für mich und was ist es mir wert?
• Was wäre der Idealzustand in diesem Bereich?
• Was bin ich bereit zu investieren, um diesen Idealzustand zu erreichen, bzw. um den jetzigen, vielleicht schmerzhaften Zustand für immer hinter mir zu lassen?

Bedenke unbedingt auch die Wechselwirkungen, welcher deiner Werte beeinflusst alle oder viele andere? Vielleicht ist dein kreatives Hobby, deine Kreativität, deine Selbstverwirklichung dein wichtigster Wert. Und wenn dir das weggenommen wird, schläfst du plötzlich schlechter, du verlierst deinen Appetit oder beginnst Alkohol zu trinken, was sich dann wiederum auch auf die anderen Bereiche der Pyramide negativ auswirken wird.

Mit dieser Technik kannst du also auch deine Werte-Hierarchie finden und für dich definieren.

Am besten machst du diese Übung schriftlich, und nach ein paar Tagen liest du alles noch einmal durch und spürst nach. Stimmt das so? Wiederhole diese Übung, bis du deine Werte glasklar vor Augen hast, oder auch, wenn sich deine Lebenssituation verändert hat.

Wie ich meine Werte fand

Wie wichtig dieses Thema wirklich ist, bemerkte ich erst nach und nach. Als ich mich für meinen ersten Job bewarb, waren mir meine Werte zwar im Groben bewusst, aber es schien mir nicht so wichtig, dass meine Arbeit sich mit allen davon decken musste. Damals, so dachte ich, waren meine wichtigsten Werte (in keiner spezifischen Reihenfolge) die folgenden:

• (finanzielle) Sicherheit
• Liebe / Partnerschaft
• Kreativität
• Gesundheit / Fitness

Gemäss diesen Werten entschied ich mich, in einem möglichst lukrativen Job einzusteigen. Dieser sollte es mir durch geregelte Arbeitszeiten und ein monatlich fixes Einkommen ermöglichen, meine anderen Werte auszuleben. Anfangs schien das auch ganz gut zu funktionieren, ich verbrachte etwa neun bis zehn Stunden ausser Haus. Abends nahmen wir uns dann als Paar die Zeit, um gemeinsam im Fitness-Studio Krafttraining zu betreiben und einmal pro Woche besuchten wir einen Paartanzkurs. Die Wochenenden verbrachten wir mit Haushalt und unseren jeweiligen Hobbies, es schien zunächst aufzugehen. Doch schon damals fühlte ich oft, dass mir irgendetwas fehlte.

Und dann kam 2020, und machte mir einen sehr wichtigen Wert bewusst:

Freiheit

Mit dem Lockdown fiel für mich alles in sich zusammen. Ich fühlte und fühle mich auch heute noch in meiner Freiheit eingeschränkt. Kein Fitness-Center mehr, kein Tanzen mehr, keine Ferienreisen mehr, keine Treffen mehr mit Freunden. Auch heute noch ist vieles davon deutlich erschwert oder für bestimmte Personengruppen sogar ganz unmöglich. Natürlich gibt es Möglichkeiten, bspw. im Fitness-Bereich, sich zu Hause einzurichten. Equipment für’s Heimtraining gibt es wie Sand am Meer, doch nicht jeder hat dazu den Platz. Kommt hinzu: im normalen Budget-Rahmen bleibt es immer weit hinter der Profi-Ausstattung eines Fitness-Studios zurück.

Und meine Arbeit? Zuvor war es einfach ein mittelmässig langweiliger Job, den ich zumindest mit netten Kollegen teilte. All die Einschränkungen machten mir jedoch eines bewusst: ich will nicht so viel Zeit und Energie in diese Arbeit stecken. Und erst recht nicht, wenn noch derart viele Überstunden dazukommen, wie es damals der Fall war. Es war der Punkt gekommen, an dem es sich rächte, dass ich meinen Job nicht auf meine Werte abgestimmt hatte.

Dadurch wurde mir bewusst, dass Freiheit, auch in finanzieller Hinsicht, ein sehr wichtiger Wert für mich ist. Es kristallisierten sich zwei sehr wichtige Aspekte heraus:

1. Die Freiheit tun zu können was man will, inkl. wo, wie, wann, und mit wem, und

2. NICHTS tun zu müssen, das man NICHT tun will.

In einem sehr klugen Buch mit reisserischem Titel (das ihr euch hier bestellen könnt, was ich euch sehr empfehle, es fallen nur die Versandkosten an) las ich kürzlich folgendes: Schmerz hat die dreifache Motivationskraft im Vergleich zu Glück. Aus persönlicher Erfahrung würde ich dieses Statement jederzeit unterschreiben, insbesondere nach den vergangenen zwei Jahren.

Du bist dran!

Setze die oben beschriebenen Übungen am besten gleich um und hinterlasse mir einen Kommentar. Wie hat dir die Übung gefallen? Was sind deine Werte? Lebst du schon danach oder darfst du noch nachjustieren?