Was ist Karma?
Grob gesagt: Karma ist die Idee, dass meine gesamte Welt von mir kommt. Oder um ein berühmtes Zitat zu bemühen:
«Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt» ~ Pippi Langstrumpf
Hierzu eine kurze Übung: schnapp dir einen Stift und leg diesen vor dich hin.

Frage: was liegt da jetzt vor dir?
«Blöde Frage, ein Stift…»
Genau. Angenommen da wäre noch ein kleiner verspielter Hund mit dir im Zimmer (oder vielleicht hast du sogar einen Hund?), wie würde er wohl diese Frage «beantworten»? Was ist der Stift für den Hund?
Möglicherweise ein Kauspielzeug.
Das gibt uns einen Hinweis zur «Übertragungsrichtung» der Dinge. Der Stift ist einfach ein Stück Holz oder Plastik oder Metall, wir können heute auf molekularer, chemischer und physikalischer Ebene sehr genau beschreiben, was es ist, woraus es besteht, wie es funktioniert. Aber die Bedeutung geben wir dem Ding. Und kein Hund wird von sich aus anfangen mit dem Stift etwas zu zeichnen. (Einem klugen Hund können wir das vielleicht beibringen.)
Im Prinzip wirfst du also die Bedeutung «Stift» auf dieses Ding, und das Ding reflektiert dir «Stift» zurück, sodass du es als solches erkennen kannst.
Welche Bedeutung hat also der Stift, wenn kein Lebewesen mehr im Raum ist? Wenn also weder ein Hund «Kauspielzeug» als Bedeutung auf das Ding wirft, noch ein Mensch die Bedeutung «Stift» auf das Ding wirft, was reflektiert das Ding dann? Und wohin…?
Philosophische Frage nicht wahr? Es ist quasi alles – oder nichts.
Praktische Anwendung von Karma
Kommen wir zu etwas praxis-tauglicherem. Was bedeutet das also für dich im Alltag?

Stell dir vor, in deinem Kopf sitzt eine Blackbox. Die zeichnet alles auf, was du siehst, was du denkst, was tu tust. Jeden Tag, 24/7, jede Sekunde deines Lebens. (Und falls du daran glaubst: sie hat auch alles aus deinen früheren Leben aufgezeichnet.)
Du selbst bist also ein «Sender», der permanent irgendwas nach aussen gibt, der permanent mit «Bedeutung» um sich wirft. Und deine Umgebung reflektiert dir diese Bedeutung zurück.
Welche Art Leben hast du wohl, wenn du wie ein Sauertopf durch die Gegend läufst und alles und jeden doof findest? Richtig, alles in deinem Leben ist doof, jeder verhält sich wie ein Idiot und du bekommst permanent die Bestätigung deiner eigenen Vorannahme: alles ist doof.
Es wäre also eine gute Idee, sich aktiv anders zu entscheiden.
Aber so richtig anwenden, vor allem um konkrete Ziele zu erreichen, können wir das noch nicht. Dafür gibt es ein Werkzeug, genannt die 4 Schritte.
Was sind die 4 Schritte?
- «Sag in einem Satz was du willst.»
- «Finde jemanden, der dasselbe will.»
- «Hilf dieser Person ihr Ziel zu erreichen.»
- «Freu dich jeden Abend darüber, dass du dieser Person geholfen hast.»

Die 4 Schritte im Detail – und warum sie sinnvoll sind:
«Sag in einem Satz was du willst» – kenne dein Ziel
Schritt 1 bringt dir die nötige Klarheit. Er zwingt dich kurz und knapp zu formulieren und zu priorisieren. Es passen nämlich keine 5 Ziele in einen Satz, jedenfalls nicht, wenn er verständlich sein soll.
An diesem Punkt scheitern schon viele, denn wie findet man überhaupt heraus, was man eigentlich will? Das wurde uns in unserer Gesellschaft ja vehement abtrainiert. Man hat gar nichts zu wollen, sondern gefälligst zufrieden zu sein. Andere haben’s schliesslich noch viel schlechter…!
Falls du Schwierigkeiten hast, dich auf ein Ziel festzulegen, empfehle ich dir die Hass-Liste. Nein, das ist kein Schreibfehler.
Kurz erklärt: Schreib alles auf, was du hasst, was dich nervt, wer dich nervt, … am besten in einem Word-Dokument mit 2 Spalten. Diese Hass-Liste schreibst du in die linke Spalte. Sammle das ruhig einige Tage.
Wenn dir dazu nichts mehr einfällt, folgt nun eine Art Deutsch-Aufgabe: nimm jeden Punkt auf deiner Hass-Liste und schreibe die gegenteilige Bedeutung davon in die rechte Spalte. Tue dies wirklich sehr stur, ohne nachzudenken.
Im nächsten Schritt darfst du wieder nachdenken, und zwar überprüfst du nun, ob sich das, was in der rechten Spalte steht, für dich stimmig anfühlt. Wenn nicht, schraub ein wenig dran herum, bis es für dich passt.
Versuche nun diese Liste aus der rechten Spalte zu gruppieren: welche Themen zeichnen sich ab? Welche Werte kannst du daraus ableiten? Mir hat diese Übung sehr geholfen, meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Die vollständige Anleitung findest du übrigens im Buch «Reicher als die Geissens» von Alex Fischer.

«Finde jemanden, der dasselbe will» – umgib dich mit Gleichgesinnten
Diesen Spruch hast du bestimmt auch schon gehört: «Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.»
Auch aus neurologischer Sicht kann ich dir aber bestätigen: dein Umfeld bestimmt dich – und zwar über deine Spiegelneuronen. Solltest du nicht zufällig ein Psychopath oder Soziopath sein, bei denen funktionieren die Spiegelneuronen nämlich nicht, dann sorgen diese dafür, dass du Sprache, Handlungen und Gedanken übernimmst, denen du häufig ausgesetzt bist.
Nutze das also unbedingt zu deinem Vorteil, denn die 5 Menschen müssen nicht physisch bei dir in der Nähe sein. Gute Quellen sind Podcasts, Bücher, Videos, Filme, … was immer dir entspricht. Für die 4 Schritte gemäss Karma ist aber eine Person, ein sogenannter Karmischer Partner, mit der du zumindest telefonieren kannst, wichtig, sonst wird es schwierig mit dem nächsten Schritt.
«Hilf dieser Person ihr Ziel zu erreichen» – lernt voneinander

Durch gegenseitige Unterstützung lernt ihr beide viel mehr und schneller, als wenn ihr euch jeweils alleine auf den Weg machen würdet. Wenn du etwas erklären kannst, bekommst du selbst ein tieferes Verständnis dafür, vor allem dann, wenn dein Gegenüber Rückfragen stellt, auf die du selbst nie gekommen wärst. Die gegenseitige Unterstützung schärft zudem eure Problemlösungsfähigkeiten und erfordert mehr Kreativität, als wenn ihr nur an euren eigenen Zielen arbeiten würdet.
«Freu dich über deine guten Taten» – positive Lebenseinstellung
Dieser Schritt wird oft nicht richtig gemacht oder ganz weggelassen, was gemäss der «Theorie» von Karma die Hauptursache ist, wieso die 4 Schritte nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
Die sogenannte Kaffee-Meditation funktioniert wie folgt:
Abends, idealerweise vor dem Einschlafen, erinnerst du dich nochmals an dein Ziel, denkst darüber nach, wie du der anderen Person geholfen hast und welche anderen guten Taten du in Richtung des Ziels, sei es für dich oder für deinen Karmischen Partner, unternommen hast. Und dann freust du dich darüber, dass du all diese guten Taten getan hast. Das kann heissen, du versetzt dich in den Empfänger deiner eigenen guten Taten und freust dich, als ob du sie selbst erhalten hättest, also als ob jemand anderes dir diese guten Taten hätte zukommen lassen. Oder du freust dich für dich in der Zukunft, denn deine guten Taten werden in noch viel grösserem Masse zu dir zurückkommen. Oder alles zusammen oder nacheinander.
Schau dir dazu auch gerne das Video von Eva Balzer an, in dem du auch eine geführte Kaffeemeditation erleben kannst:
Hier kannst du direkt zur geführten Meditation springen:
Warum Kaffeemeditation – «wissenschaftliche» Betrachtung
Du verknüpfst deine Handlungen, die zu deinem Ziel führen, mit einem positiven Gefühl. Und dadurch, dass du abends nochmals darüber nachdenkst, programmierst du dein Unterbewusstsein erneut auf das Ziel und die Handlungsschritte zu deinem Ziel werden gefestigt. Während du schläfst schickt dein Hippocampus sämtliche neu erlernten Dinge, denen du Wichtigkeit zuschreibst, z.B. weil sie mit einem positiven Gefühl verknüpft sind, in dein Langzeitgedächtnis. Dadurch werden diese immer mehr ein Teil von dir und zu guten Gewohnheiten.
Zudem, wenn du dich über die Hilfe, die du anbietest, nicht freust, sondern vielleicht sogar ärgerst, wirst du das nicht lange machen. Vielleicht würdest du es sonst sogar als Zeitverschwendung betrachten, denn du arbeitest ja, mindestens zeitenweise, nicht an deinem Ziel, sondern am Ziel der Person, der du hilfst.

Durch die tiefe Überzeugung, dass du direkt davon profitierst, wirst du es viel eher tun und viel mehr davon mitnehmen. Die andere Person spürt übrigens auch, aus welcher Motivation heraus du hilfst. Wenn du selbst darüber nachdenkst und hineinspürst, wirst du das auch bei anderen Leuten bemerken, die dir ihre Hilfe anbieten.
Spür dem also auch nach: Hilfst du, weil du direkt von der Person etwas zurückerwartest oder weil die Hilfe an sich Freude bereitet und auch dir etwas zurückgibt? Karma kommt nämlich nicht unbedingt von der Person zurück, der du geholfen hast, sondern vielleicht aus einer ganz anderen Ecke.
Wenn du mit dieser Einstellung durch dein Leben gehst, wirst du eine selbsterfüllende Prophezeiung erleben: glaube daran, dass deine guten Taten zu dir zurückkehren, und dein Hirn wird den entsprechenden Filter für dich einstellen. Du wirst überall Möglichkeiten entdecken und dadurch wirst du diese Chancen viel eher ergreifen und davon profitieren.